Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer. Der jährliche Equal Pay Day erinnert uns daran. Rechnet man nämlich den Prozentwert in Tage um, arbeiten Frauen im Jahr 2023 vom 1. Januar an 66 Tage umsonst, also bis zum 7. März. Ernüchternd ist, dass der Wert nur langsam sinkt.
Diesen Gender Pay Gap untersuchte das Statistische Bundesamt. Frauen erhielten 2022 mit durchschnittlich 20,05 Euro einen um 4,31 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als Männer (24,36 Euro). Im langfristigen Vergleich sank der Gender Pay Gap: Zu Beginn der Messung im Jahr 2006 betrug der geschlechterspezifische Verdienstabstand noch 23 Prozent. Nach wie vor ist der Gender Pay Gap in Ostdeutschland deutlich kleiner als in Westdeutschland: Dort lag er im Jahr 2022 bei 7 Prozent, in Westdeutschland bei 19 Prozent.
Aus diesen aufgeführten Gründen ist eine private Altersvorsorge gerade für Frauen unvermeidbar. Etwas Positives gibt es jedoch, denn was die private Altersvorsorge angeht, machen Frauen schon sehr viel richtig wie ein Forschungsbericht des Bundesarbeitsministerium aus dem Jahr 2019 zeigt:
- Sie haben häufiger eine geförderte zusätzliche Altersvorsorge abgeschlossen als Männer.
- Sie zahlen häufiger Beiträge in Riester-Verträge ein.
- Im Verhältnis zum Bruttoeinkommen wenden Frauen einen größeren Anteil für eine private oder betriebliche Vorsorge auf (Frauen: 3,9 Prozent, Männer: 3,5 Prozent).
Dennoch haben Frauen bei der Rente das Nachsehen gegenüber den Männern. Fachleute sprechen vom "Gender Pension Gap". Vor allem niedrigere Einkommen, mehr Teilzeitarbeit und Unterbrechungen im Erwerbsleben sind die Gründe dafür, dass ihre Ansprüche aus der ersten Säule, der gesetzlichen Rente, und der privaten Vorsorge niedriger ausfallen. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) deckt die weibliche Verunsicherung beim Thema Altersvorsorge auf:
- Jede zweite Frau sorgt sich um ihre Altersvorsorge.
- Nur 32 Prozent der Frauen erwarten eine Rente ohne finanzielle Sorgen.
- 30 Prozent legen gar nichts zusätzlich fürs Alter zurück, 15 Prozent wissen es nicht.
Um im Alter nicht jeden Cent zwei Mal umdrehen zu müssen, sollten Frauen ihre eigene, zusätzliche Altersvorsorge in Angriff nehmen. Dabei hilft die Beratung eines Finanzprofis - und die folgenden Tipps.
1. Tipp: Beginnen Sie möglichst früh mit der privaten Altersvorsorge
Bei der Altersvorsorge gilt: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Wer als junge Frau zu sparen beginnen, hat den Zinseszinseffekt auf seiner Seite. Das gilt unabhängig davon, ob jemand jeden Monat kleinere oder größere Beträge spart und auf welche Art vorgesorgt wird. Wer in jungen Jahren beginnt, hat es leichter. Langfristig müssen sich Sparerinnen weniger finanziell anstrengen und kommen trotzdem auf eine angemessene Altersrente.
2. Tipp: Ein Mann ist keine Altersvorsorge
Auch wenn am Traualtar oder im Standesamt etwas anderes versprochen wurde: Ehen gehen in die Brüche und zwar nicht zu knapp. Jedes Jahr lassen sich rund 150.000 Paare scheiden. Wer sich bei der Altersvorsorge allein auf seinen Mann verlässt, steht nach einer Scheidung unter Umständen finanziell schlecht da. Der gewohnte Lebensstandard ist dann in Gefahr.
Deshalb ist es sinnvoll, wenn Frauen auch bei der Vorsorge emanzipiert handeln und sich um ihre eigene Altersvorsorge kümmern. Finanzielle Unabhängigkeit zahlt sich auch in einer Ehe aus.
3. Tipp: Rechnen Sie mit einem langen Leben
Der demografische Wandel hat für Frauen eine besondere Relevanz, denn: Ihre Lebenserwartung ist durchschnittlich höher als bei Männern. Für die Vorsorgestrategie bedeutet das: Frauen brauchen in der Regel „mehr“ Geld im Ruhestand - einfach weil sie im Schnitt länger leben. Deshalb sollten sie auf Vorsorgeprodukte setzen, die eine finanzielle Absicherung bis ans Lebensende garantieren können. Dafür kommen etwa die Riester-Rente, private Rentenversicherungen oder fondsgebundene Rentenversicherungen in Frage.
Wer beispielsweise seine Rente eigenständig mit Fonds finanzieren möchte, braucht die entsprechende Weitsicht. Viele unterschätzen dabei, wie viel Geld ein Lebensabend kostet und - noch wichtiger - wie lange man leben wird. Ist das angesparte Geld irgendwann aufgebraucht, das Leben aber noch nicht zu Ende, müssen Rentnerinnen den Gürtel enger schnallen.
4. Tipp: Förderung für Riester-Renten und betriebliche Altersvorsorge nutzen
Mit einer Riester-Rente haben Arbeitnehmerinnen Anspruch auf die Grundzulage (175 Euro pro Jahr) und, falls sie schon Nachwuchs haben, auf die Kinderzulage (300 Euro pro Jahr je Kind). Eine Mutter mit zwei Kindern beispielsweise bekommt so jedes Jahr 775 Euro vom Staat für ihre Rente gut geschrieben. Davon profitieren auch Arbeitnehmerinnen mit Minijob oder ohne eigenes Einkommen: Um die volle Riester-Förderung zu bekommen, reicht oft schon der Mindesteigenbeitrag von 60 Euro im Jahr. Langfristig verbessern die staatlichen Zulagen die Rendite der Altersvorsorge – dadurch erhöht sich die garantierte Rente im Alter.
Auch die betriebliche Altersvorsorge (bAV) lohnt sich häufig für Arbeitnehmerinnen. Wer jetzt eine bAV mit Entgeltumwandlung abschließt, bekommt einen Zuschuss seines Arbeitsgebers. Die Firma muss seit 2019 15 Prozent des umgewandelten Entgelts dazugeben. Voraussetzung dafür ist, dass der Arbeitgeber durch die betriebliche Altersvorsorge Sozialversicherungsbeiträge spart. Diese Ersparnis kann der Arbeitgeber somit weitergeben - zum Vorteil der Arbeitnehmerin.
Die staatliche Förderung der betrieblichen Altersversorgung für Arbeitnehmer mit geringem Einkommen (weniger als 30.900 Euro pro Jahr) ist ab 2020 deutlich verbessert worden. Gefördert werden Beiträge von bis zu 960 Euro pro Jahr, die der Arbeitgeber zusätzlich zum normalen Arbeitslohn an eine Direktversicherung, eine Pensionskasse oder einen Pensionsfonds zahlt.
5. Tipp: Geben Sie nicht auf halber Strecke auf
Die Geburt eines Kindes, die Pflege der Eltern oder auch eine Teilzeitbeschäftigung: Es kann im Leben unterschiedliche Phasen geben, in denen weniger Geld zur Verfügung steht. Entscheidend für die Vorsorgestrategie ist deshalb, die Lebensphasen mit geringerem Einkommen nicht voll auf die Altersvorsorge durchschlagen zu lassen.
Frauen, die eine private Altersvorsorge abgeschlossen haben, sollten in dieser Situation nicht ihre bereits erworbenen Rentenansprüche leichtfertig aufgeben. Mit anderen Worten: Das Kündigen einer bestehenden privaten Altersvorsorge ist in der Regel die schlechteste Lösung und häufig ein Verlustgeschäft für die Sparerin.
Deutlich sinnvoller ist es, zum Beispiel die Beiträge vorübergehend zu reduzieren - Möglichkeit eins. Oder Möglichkeit zwei: Den Vertrag beitragsfrei zu stellen. So können Frauen etwa Zeiten der Arbeitslosigkeit, der Pflege von Angehörigen oder die Elternzeit flexibel überbrücken. Steht anschließend wieder mehr Geld zur Verfügung, kann die bestehende Altersvorsorge einfach weitergeführt werden. Hinzu kommt, dass dadurch erworbene Ansprüche auf Altersrenten nicht verfallen.