Renteneintrittsalter: Wann gehen die Deutschen durchschnittlich in Rente?
Zwischen 2012 und 2018 hat sich das durchschnittliche Renteneintrittsalter in Deutschland leicht erhöht. In den Jahren danach hat sich das Renteneintrittsalter stabilisiert. Im Jahr 2022 bezogen Frauen und Männer mit durchschnittlich 64,4 Jahren erstmals eine Altersrente.
Die Deutschen arbeiten damit rund zwei Jahre länger als vor zwanzig Jahren. Vor allem in den 1980er- und 90er-Jahren lag das Renteneintrittsalter etwas früher. Wer jedoch glaubt, dass heutige Arbeitnehmer im Schnitt deutlich länger arbeiten als ihre Eltern und Großeltern, sollte einen Blick auf das durchschnittliche Renteneintrittsalter im Jahr 1960 werfen. Damals lag es bei 64,7 Jahren. Vor allem die Männer hielt es seinerzeit länger im Job; ihr Eintrittsalter lag bei über 65 Jahren.
Demografischer Wandel: Rentenbezugsdauer hat sich verdoppelt
Frauen haben eine höhere Lebenserwartung, deshalb ist ihre Rentenbezugsdauer im Schnitt auch höher. 2022 bezogen Frauen durchschnittlich 22,2 Jahre eine gesetzliche Rente. Bei Männern sind es 18,8 Jahre.
Heutige Senioren sind gegenüber ihrer vorangegangenen Generationen klar im Vorteil. Sie sind meist nicht nur fitter, sondern können auch deutlich länger ihre Rente genießen. Die höhere Lebenserwartung verdankt sich maßgeblich einer gesünderen Lebensweise, besserer medizinischer Versorgung sowie erleichterten Arbeitsbedingungen. Wer 1960 in Rente gegangen ist, konnte im Schnitt damit rechnen, noch 10 Jahre vor sich zu haben.
Tabelle: Wann ist mein Renteneintrittsalter?
Die Regeln zum gesetzlichen Renteneintrittsalter hat die Politik über die Jahre immer wieder angepasst. Sonderregeln wie beispielsweise das vorgezogene Altersruhegeld wegen Arbeitslosigkeit gelten nicht mehr, neue wurden geschaffen.
Für die meisten Versicherten gilt, was der Bundestag 2007 beschlossen hat: Das Renteneintrittsalter wird in Stufen von 65 auf 67 Jahre angehoben. Der Grund: Wenn die künftigen Rentnerinnen und Rentner länger arbeiten und weniger lange Rente beziehen, dann stabilisiert dies die Finanzen der gesetzlichen Rentenversicherung. Die zusätzliche Belastung durch die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegsjahre sollten durch den späteren Rentenbeginn abgefedert werden.
Seit 2012 steigen nun sukzessive die Altersgrenzen für den regulären Rentenbeginn. Eine Reihe von Experten rät, dass der Gesetzgeber künftig über 67 Jahre hinausgehen und für die Jahrgänge 1965 plus das Renteneintrittsalter stufenweise weiter erhöhen sollte, wenn die Lebenserwartung weiter steigt.
Die Tabelle zeigt, welche Jahrgänge zu welchem Zeitpunkt ohne Abzug in Rente gehen können und eine reguläre Altersrente bekommen:
Geburtsjahr | Renteneintrittsalter |
1954 | 65 Jahre + 8 Monate |
1955 | 65 Jahre + 9 Monate |
1956 | 65 Jahre + 10 Monate |
1957 | 65 Jahre + 11 Monate |
1958 | 66 Jahre |
1959 | 66 Jahre + 2 Monate |
1960 | 66 Jahre + 4 Monate |
1961 | 66 Jahre + 6 Monate |
1962 | 66 Jahre + 8 Monate |
1963 | 66 Jahre + 10 Monate |
1964 oder jünger | 67 Jahre |
Wer früher in Rente gehen möchte, kann dies meist nur mit Abschlägen tun. Heißt konkret: Diese Versicherten nehmen geringere Altersrenten in Kauf (siehe unten).
Früherer Renteneintritt: Wer kann vorzeitig gehen?
Keine Regel ohne Ausnahme. Nicht für alle Arbeitnehmer gilt die Rente mit 67. Unter bestimmten Voraussetzungen können Versicherte in der gesetzlichen Rentenversicherung eine abschlagsfreie Altersrente erhalten:
Wer sein individuelles Renteneintrittsalter ermitteln möchte, kann dafür den Rentenbeginnrechner der Deutschen Rentenversicherung nutzen.
Wie hoch sind die Abschläge, wenn ich früher in Rente gehen möchte?
Manche Arbeitnehmer können oder wollen nicht bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze arbeiten. Bei einem vorgezogenen Rentenbeginn müssen sie allerdings 35 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt haben („Wartezeit“) und mindestens 63 Jahre alt sein. Diese Form nennt sich „Altersrente für langjährig Versicherte“.
Wer diese in Anspruch nimmt, muss jedoch mit Abschlägen rechnen. Pro Monat, den Arbeitnehmer vor dem eigentlichen Rentenbeginn aufhören zu arbeiten, sinkt ihre Rente um 0,3 Prozent. Auf ein Jahr gerechnet sind es 3,6 Prozent weniger Rente. Maximal kann dieser Abschlag 14,4 Prozent betragen.
Arbeitnehmer ab dem 50. Lebensjahr können sich dafür entscheiden, die Abschläge durch freiwillige Zahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung auszugleichen. Zusätzlich muss man beachten, dass typischerweise auch weniger Beiträge in die Rentenkasse fließen, wenn man früher in Rente geht. Dieser Effekt kürzt die Rente ebenfalls.
Klar ist: Wer sich für eine vorzeitige Rente mit Abschlag entscheidet, sollte seinen Ruhestand zuvor vernünftig durchgerechnet haben. Der Abschlag gilt bis zum Lebensende und zusätzliche Einkommensquellen kann sich kaum jemand im Alter erschließen, wenn das Geld knapp werden sollte.
Länger arbeiten – auch das ist möglich
Die Gesundheit macht noch mit, die Arbeit Spaß und die Kollegen sorgen für Abwechslung im Alltag: Immer mehr Senioren gehen jenseits dem regulären Renteneintrittsalter arbeiten. Von den 65- bis 69-Jährigen Männern sind 23 Prozent erwerbstätig. Bei Frauen sind 16 Prozent beschäftigt.
Die Rentenversicherung belohnt das längere Arbeiten über die Regelaltersgrenze hinaus: Für jeden Monat gibt es 0,5 Prozent hinzu, also 6 Prozent pro Jahr. Zudem steigt die Rente, wenn durch das längere Arbeiten mehr Beiträge gezahlt werden.
Seit 2017 können Arbeitnehmer den Wechsel vom Berufs- ins Rentnerleben variabler gestalten. Mit der Flexi-Rente hat die Bundesregierung neue Anreize für eine Arbeit über das Rentenalter hinaus geschaffen. So können Erwerbstätige, die „überziehen“ wollen, erstmals zusätzliche Rentenansprüche erwerben. Für diejenigen, die nicht mehr voll arbeiten wollen, wurde der Bezug einer Teilrente erleichtert.
Private Vorsorge: Wie groß ist meine Rentenlücke?
Für die allermeisten Versicherten kann die gesetzliche Rente das Arbeitseinkommen nicht ganz ersetzen. Selbst wenn im Alter die eine oder andere Ausgabe wegfällt, wird es in der Regel nicht reichen. Deshalb ist es sinnvoll, sich bei Zeiten Gedanken über die eigene Vorsorge zu machen.
Die Deutsche Rentenversicherung hilft bei der Planung: Wer über 26 Jahre alt ist und fünf Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat, bekommt jährlich eine Renteninformation zugeschickt. Versicherte finden darin ihre Regelaltersgrenze, die erworbenen Entgeltpunkte sowie die voraussichtliche Höhe ihrer gesetzlichen Altersrente. Gleichzeitig weist die Rentenversicherung auf den zusätzlichen Vorsorgebedarf hin: Die Lücke zwischen Rente und Gehalt werde sich künftig noch vergrößern, deshalb „wird eine zusätzliche Absicherung für das Alter wichtiger“.
Trotz des expliziten Hinweises bleiben viele Verbraucher reserviert. Viele wissen nicht, wie viel Rente sie tatsächlich bekommen werden, Vorsorgelücken bleiben regelmäßig unentdeckt. Manch einer verdrängt das unliebsame Thema Rente und blendet es aus. Altersvorsorge, das Buch mit sieben Siegeln.
Fest steht: Nichts zu tun, den Kopf in den Sand zu stecken, ist bei der Altersvorsorge die denkbar schlechteste Strategie. Denn das birgt die Gefahr, im Alter nicht über ein ausreichendes Einkommen zu verfügen, dass den Lebensstandard sichert. Wer in Rente ist, kann an seiner Einkommenssituation praktisch kaum etwas ändern. Erwerbstätige sollten sich deshalb schon in jungen Jahren die Frage stellen: Wie möchte ich im Alter leben und wie kann ich das finanzieren? Diese Frage wird umso dringender, je älter Menschen werden. Denn je länger Menschen leben, desto mehr Geld brauchen sie.
Digitale Lösungen können insofern den Einstieg in die Altersvorsorge zu erleichtern, als dass sie den Handlungsbedarf in wenigen Schritten vor Augen führen können. Dieser Rentenrechner macht online und kostenlos das Einkommen im Alter transparent und verhindert so böse Überraschungen. Verbraucher können mit dem Renten-Rechner ein klares Ergebnis berechnen, wie hoch ihre zukünftige Rente ausfallen wird. Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung, privaten Rentenversicherungen und der betrieblichen Altersvorsorge führt der Rechner zusammen. Dadurch können Verbraucher ihre Rentenlücken berechnen – und, was es in etwa kosten wird, diese Lücke zu schließen.
Der Rentenrechner soll dazu ermutigen, die eigene Altersvorsorge rechtzeitig finanziell zu planen oder sich entsprechend beraten zu lassen. Und dann richtig zu handeln.