Wer sich mit jemandem streitet – sei es mit dem Arbeitgeber, der Nachbarin oder dem Handwerker –, denkt vermutlich zuerst an den Gang zum Anwalt und dann vielleicht auch zum Gericht, um sein Recht durchzusetzen. Was viele nicht bedenken: Ein Gerichtsverfahren ist in manchen Fällen nur die zweitbeste Lösung. Viele Gerichte sind überlastet, es dauert häufig Monate bis zum ersten Verhandlungstermin. Die Kosten können schnell steigen. Die Beweisführung wird möglicherweise zur Last. Und der Ausgang des Verfahrens ist ungewiss.
Damit mehr Streitfälle außergerichtlich geklärt werden können, hat der Bundestag vor zehn Jahren das Mediationsgesetz verabschiedet. Seitdem hat das Thema Mediation einen Popularitätsschub erfahren. Und die Erfahrungen des vergangenen Jahrzehnts belegen es auch: Mediation ist zwar kein Allheilmittel, aber sie hilft häufig.
Was genau ist eine Mediation?
Dabei handelt es sich um eine außergerichtliche Konfliktbeilegung mithilfe eines unabhängigen Vermittlers mit spezieller Ausbildung – dem sogenannten Mediator. Diese neutrale Person spricht nicht Recht zugunsten einer Partei, sondern bemüht sich um eine gütliche Einigung. Anders als vor Gericht suchen bei diesem strukturierten Verfahren beide Parteien nach einer Konfliktlösung, die allen Beteiligten gerecht wird.
Warum sollten sich Verbraucher für eine Mediation entscheiden?
Im Vergleich zu Gerichtsverfahren kann eine Mediation meist rasch abgeschlossen werden. Die Konfliktparteien werden vom Mediator darin unterstützt, ihren Konflikt eigenverantwortlich selbst zu beenden und konstruktiv eine für alle Seiten befriedigende Lösung zu finden. Anders als ein Gerichtsverfahren kennt die Mediation keine Gewinner und Verlierer. Bei einer erfolgreichen Mediation sparen die Beteiligten häufig Zeit, Nerven – und unter Umständen auch viel Geld.
In welchen Fällen eignet sich Mediation besonders?
Weil Mediationen anders als der klassische Rechtsweg nicht Gewinner und Verlierer bestimmen, ist der Ansatz vor allem dort hilfreich, wo sich die Kontrahenten nach dem Konflikt weiter in die Augen schauen wollen – oder müssen.
Die Mediation hat besonders bei den alltäglichen Konflikten des Lebens ihre Stärken. Ob bei Mietrechts- oder Nachbarschaftsstreitigkeiten: In diesen Fällen ist es nicht sonderlich sinnvoll, dauerhaft miteinander im Clinch zu liegen und über Monate oder Jahre hinweg für sein Recht zu kämpfen. Das Ziel sollte sein, den Konflikt schnell zu beenden und nicht einen langen Rechtsstreit zu beginnen. Schließlich wohnt man mit dem Nachbar auch nach dem Prozess weiterhin Tür an Tür. In der Praxis ist die außergerichtliche Streitbeilegung daher besonders geeignet beispielsweise bei Auseinandersetzungen in Arbeitsverhältnissen, Geschäftsbeziehungen oder bei Nachbarschaftsstreitigkeiten.
In Präsenz vs. telefonisch: Wie läuft ein Mediationsverfahren ab?
Ein Beispiel: Völlig zerstrittene Arbeitskollegen, die in einem Team arbeiten müssen, setzen sich mit dem Mediator, der die Kommunikation leitet, an einen Tisch und erarbeiten eine faire Konfliktlösung.
Im Gegensatz zur Präsenzmediation gibt es Fälle, bei denen die Konfliktparteien grundsätzlich an einer Lösung interessiert sind, sich aber nicht mit dem jeweils anderen in einem Raum aufhalten wollen – auch nicht, wenn ein Mediator dabei ist. Bei der telefonischen Mediation führt der Mediator telefonisch jeweils mit den jeweiligen Parteien Einzelgespräche. Angelehnt an die Phasen des Mediationsverfahrens versucht er eine Lösung zwischen den Parteien zu verhandeln.
Was passiert, wenn die Streitschlichtung nicht klappt?
Bleibt eine Mediation ergebnislos, kann der Konflikt immer noch vor Gericht ausgetragen werden. Ist die Streitigkeit versichert, übernimmt eine Rechtsschutzversicherung auch die Kosten dafür.
Welche Rolle spielt die Rechtsschutzversicherung dabei?
Die Kosten für die außergerichtliche Streitbeilegung übernimmt in der Regel die Rechtsschutzversicherung. Bei vielen Anbietern ist seit längerer Zeit das Mediationsverfahren im Versicherungsschutz mit enthalten – wobei die Leistungen ganz unterschiedlich ausgestaltet sind. Mal geben die Rechtsschutzversicherer einen Pauschalbetrag an, der mit einem jährlichen Höchstbeitrag gedeckelt ist. Gelegentlich gehen sie sogar bis zum doppelten Betrag der Gerichtsgebühren, die in der ersten Instanz anfallen würden.
Viele Rechtsschutzversicherer versorgen ihre Kunden auch mit Informationen rund um das Thema Mediation. Sie tragen auf diesem Weg dazu bei, dass der Bekanntheitsgrad dieses Streitschlichtungsverfahrens in der Bevölkerung wächst.
Der neutrale Dritte: Welche Kompetenzen brauchen Mediatoren?
Mediatoren und Mediatorinnen haben in der Regel eine Spezial-Ausbildung absolviert. Die Inhalte sind der Psychologie und der psychotherapeutischen Ausbildung entlehnt. Zum Grundhandwerk gehören die Fähigkeit zur Empathie, das aktive Zuhören und das Paraphrasieren. Darüber hinaus lernt ein zertifizierter Mediator gezielte Interventionstechniken in der Gesprächsführung, um mit unangenehmen Situationen umzugehen, Perspektivwechsel herbeizuführen oder eben um die tatsächlichen Wünsche und Bedürfnisse der einzelnen Partei herauszuarbeiten. Mehr Informationen zur Aus- und Fortbildung von Mediatoren bietet der Bundesverband Mediation.