Welche Leistungen bietet eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung?
Ähnlich wie die Berufsunfähigkeitsversicherung funktioniert die Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Auch sie deckt den Verlust der Arbeitskraft durch Unfälle und alle körperlichen und psychischen Erkrankungen ab.
Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung deckt das Risiko ab, dass ein Versicherter etwa durch einen Unfall oder eine Krankheit so schwer beeinträchtigt ist, dass er keiner Beschäftigung mehr nachgehen kann. Entscheidend ist dabei meistens die Drei-Stunden-Marke. Manche Verträge leisten bereits, wenn die Versicherten noch drei Stunden arbeiten können; manche hingegen erst, wenn man weniger als drei Stunden arbeiten kann. Der individuelle Tarif ist an dieser Stelle entscheidend.
Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung zahlt im Versicherungsfall eine vorab vereinbarte Erwerbsunfähigkeitsrente, über die die versicherte Person frei verfügen kann. Dies trägt dazu bei, dass die versicherte Person ihren Verdienstausfall auffangen und ihre Existenz sowie die ihrer Familie sichern kann. Die Erwerbunfähigkeitsrente ist gerade vor dem Hintergrund wichtig, dass die gesetzliche Erwerbsminderungsrente in aller Regel kaum zur Deckung der Lebenshaltungskosten ausreicht.
Was unterscheidet die Erwerbsunfähigkeits- von der Berufsunfähigkeitsversicherung?
Die versicherte Person erhält eine Erwerbsunfähigkeitsrente, wenn sie nicht mehr als drei Stunden am Tag arbeiten kann - unabhängig davon, in welchem Beruf. Die private Berufsunfähigkeitsversicherung hingegen zahlt einem berufstätigen Versicherten in der Regel eine Rente (auch BU-Rente genannt), wenn er wegen einer Krankheit oder eines Unfalls zu mindestens 50 Prozent berufsunfähig ist und damit seinem zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr nachgehen kann.
Für wen ist eine Erwerbsunfähigkeitspolice sinnvoll?
Eine Absicherung der Erwerbsunfähigkeit ist für viele Arbeitnehmer und Selbstständige eine gute Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung kann vor allem für körperlich schwer arbeitende Menschen – etwa Handwerker – oder Menschen in risikoreichen Berufen äußerst sinnvoll sein. Der Grund: Wegen ihrer größeren körperlichen Beanspruchung im Job und dem damit verbundenen größeren Risiko müssen körperlich hart arbeitende Menschen meist höhere Prämien in der Berufsunfähigkeitsversicherung zahlen.
Der Schutz einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist auch für Menschen sinnvoll, die im Büro arbeiten bzw. geistig tätig sind. Grund sind psychische Erkrankungen, die seit mehr als 10 Jahren die häufigste Ursache darstellen, warum Menschen nicht weiterarbeiten können.
Die Corona-Pandemie hat die mentale Gesundheit weiter verschlechtert - sogar für ganz junge Menschen. Laut Statistischem Bundesamt waren psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen im Jahr 2020 die häufigste Ursache für stationäre Krankenhausbehandlungen von jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren.
Lassen Sie sich beraten!
Verbraucher sind gut beraten, wenn sie sich bei der Suche nach einer passenden Erwerbsunfähigkeitsversicherung professionelle Hilfe suchen, zum Beispiel bei Versicherungsvermittlern. Erwerbsunfähigkeitsversicherungen sind keine Standardprodukte. Diese Versicherungen sind auf die individuelle gesundheitliche Situation des Kunden zugeschnitten - und haben entsprechend einen hohen Beratungsbedarf.
Warum gibt es die Gesundheitsprüfung?
Egal ob sich Arbeitnehmer mit einer Erwerbs- oder einer Berufsunfähigkeitsversicherung gegen den Verlust der Arbeitskraft absichern: Vor Vertragsabschluss steht meist eine Gesundheitsprüfung an. Damit schätzt der Versicherer die Wahrscheinlichkeit ab, dass bei dem Kunden ein Leistungsfall eintritt. Die Gesundheitsfragen variieren je nach Art der Absicherung. In der Berufsunfähigkeitsversicherung sind beispielsweise Fragen nach der Körpergröße, dem Gewicht, stationären Behandlungen und ambulanten Therapien, chronischen Erkrankungen, psychotherapeutischen Behandlungen, Medikamenteneinnahmen und zum Konsum von Zigaretten üblich.
Die Fragen müssen Kunden ehrlich beantworten, andernfalls kann der Versicherer später Leistungen verweigern. Das Ergebnis der Prüfung fließt in die Berechnung der Prämie ein. Wer ein niedrigeres Risiko für den Verlust der Arbeitskraft aufweist, weil er zum Beispiel nicht raucht, bekommt auch einen günstigeren Vertrag.
Welche gesetzlichen Leistungen gibt es bei einer Erwerbsunfähigkeit?
Wer in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert ist und nach dem 1. Januar 1961 geboren ist, hat den Schutz der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente. Die Renten aus dieser gesetzlichen Versicherung sind jedoch meist zu gering, um den Lebensstandard zu halten.
Zudem gibt es eine volle Erwerbsminderungsrente nur für diejenigen, die weniger als drei Stunden täglich arbeiten können. Wer zumindest noch einige Stunden am Tag irgendeiner bezahlten Tätigkeit nachgehen kann, bekommt von der Rentenversicherung eine Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung, die logischerweise niedriger ausfällt als die Rente wegen voller Erwerbsminderung.
Jüngere Arbeitnehmer trifft eine Berufs- bzw. Erwerbsunfähigkeit in der Regel finanziell besonders hart. Da ihr Versicherungsschutz noch nicht lange besteht, sind ihre Ansprüche aus der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente sehr gering.
Wie hoch die Ansprüche auf diese gesetzliche Rente bei einer Erwerbsunfähigkeit sind, können Angestellte ihrer jährlichen Renteninformation entnehmen, die von der Deutschen Rentenversicherung verschickt wird.
Was sind sinnvolle Alternativen, um seine Arbeitskraft zu schützen?
Die private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zahlt einem berufstätigen Versicherten in der Regel eine vereinbarte Rente, wenn er wegen einer Krankheit oder eines Unfalls dauerhaft zu mindestens 50 Prozent berufsunfähig ist. Auch wer pflegebedürftig ist und mindestens unter Pflegestufe 1 fällt, gilt häufig als berufsunfähig und erhält eine Rente – je nach vertraglicher Vereinbarung mit der Berufsunfähigkeitsversicherung. Gut zu wissen: Die BU-Rente wird nicht auf die Erwerbsminderungsrente von der gesetzlichen Rentenversicherung angerechnet, sondern kommt obendrauf.
Der Versicherungsschutz der Grundfähigkeitsversicherung umfasst in der Regel bestimmte körperliche und motorische Fähigkeiten. Dazu zählen zum Beispiel das Sehen, Sprechen, Gehen, Autofahren oder Treppensteigen. Wer Fähigkeiten verliert, die im Vertrag bestimmt wurden, bekommt von der Versicherung eine vertraglich vereinbarte Monatsrente. Für einen Musiker wäre es zum Beispiel nützlich, sein Gehör zu versichern. Ein Vielfahrer, der sein Auto für den Job braucht, ist auf seine Fähigkeit zum Autofahren angewiesen. In der Regel wird ein Katalog an Fähigkeiten versichert.
Egal welchen Beruf der Betroffene ausübt: In jedem Fall muss ein Arzt feststellen, dass die Einschränkung über einen gewissen Mindestzeitraum besteht. Das können mehrere Monate oder wenige Jahre sein. Wie lange genau, hängt vom individuellen Vertrag ab.
In knapp zehn Prozent aller Fälle führt ein Unfall zur Berufsunfähigkeit. Dann kann zusätzlich eine private Unfallversicherung helfen. Sie zahlt bei bleibenden Schäden einen Einmalbetrag und – abhängig vom Vertrag – eine Rente bei besonders schweren Beeinträchtigungen. Vorteil gegenüber der gesetzlichen Unfallversicherung: Die private leistet nicht nur bei Arbeits-, sondern auch bei Freizeitunfällen, die den Großteil aller Unfälle ausmachen.
Die Höhe der Leistung hängt von der vereinbarten Versicherungssumme und dem Invaliditätsgrad ab, der sich wiederum aus der sogenannten „Gliedertaxe“ des Versicherers ergibt. Je nach Vertrag kann der Verlust des Arms einen Invaliditätsgrad von 70 Prozent bedeuten oder der Verlust des Daumens 20 Prozent. Bei einer Versicherungssumme von 100.000 Euro würde der Versicherer entsprechend 70.000 Euro oder 20.000 Euro auszahlen. Wurde mit dem Unfallversicherer eine Rente vereinbart, gibt es die häufig ab einem Invaliditätsgrad von 50 Prozent.
Im Leistungsfall übernimmt die private Unfallversicherung auch das Krankenhaustage- und das Genesungsgeld. Damit lassen sich Verdienstausfälle während der Behandlung kompensieren. Führt der Unfall zum Tod, gibt es auch für die Hinterbliebenen Geld.
Übersetzt bedeutet Dread Disease so viel wie „schwere Erkrankung“. Manchmal wird das Produkt auch Critical Illness-Versicherung genannt, was wörtlich übersetzt „kritische Krankheit“ bedeutet. Diese Versicherung leistet in sehr schweren Fällen. Dazu zählen zum Beispiel Krebs, Schlaganfall, Multiple Sklerose, Alzheimer oder Parkinson. Welche Krankheiten konkret versichert sind, wird vorab im Versicherungsvertrag geregelt.
Grundsätzlich gilt: Je mehr Krankheiten die Versicherung abdeckt, desto höher ist der Beitrag. Damit kann der Versicherte zum Beispiel behindertengerechte Umbauten am Haus oder in der Wohnung bezahlen, die anfallenden Behandlungskosten decken oder die Zeit für eine berufliche Umorientierung finanziell überbrücken.
Die Multi-Risk-Versicherung – auch Funktionsinvaliditätsversicherung genannt – ist eine Kombination aus verschiedenen Policen. Das Paket kann zum Beispiel aus einer Grundfähigkeitsversicherung bestehen, die Sehen und Hören abdeckt, und zusätzlich eine Dread-Disease-Versicherung sowie eine Unfall- oder Pflegeversicherung beinhalten. Die einzelnen Bausteine sorgen in der Summe für einen sinnvollen Schutz gegen Krankheit und Unfälle.