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Grundfähigkeitsversicherung

Beruf
22.01.2024

Was sind Grundfähigkeiten?

Grundfähigkeiten sind elementare körperliche und geistige Fähigkeiten, deren Verlust auch die Ausübung der beruflichen Tätigkeit erschweren oder unmöglich machen kann. Die genaue Definition der abgesicherten Grundfähigkeiten kann je nach Versicherungsgesellschaft variieren, aber häufig zählen dazu:

  • Sehen
  • Sprechen
  • Hören
  • Gehen
  • Sitzen
  • Treppensteigen
  • Tragen
  • Orientierungssinn
  • Erinnerungsvermögen
  • Feinmotorische Fähigkeiten wie Schreiben, Fahrrad- und Autofahren

Was leistet eine Grundfähigkeitsversicherung?

Die Grundfähigkeitsversicherung bietet finanzielle Sicherheit für den Fall, dass der Versicherte aufgrund von Krankheit, Unfall oder Behinderung bestimmte Grundfähigkeiten verliert. Zu diesen Grundfähigkeiten zählen im Allgemeinen wesentliche physische und kognitive Fähigkeiten, die in der Regel auch für die Ausübung seiner beruflichen Tätigkeit oder für die Bewältigung des Alltags wichtig sind.

Die Versicherleistung besteht häufig aus einer monatlichen Rente. Auch Einmalzahlungen können für den Versicherungsfall vereinbart werden. Einige Tarife lassen sich mit Dread-Disease-Bausteinen zur Absicherung schwerer Krankheiten kombinieren, Dazu zählen zum Beispiel ein Herzinfarkt, Schlaganfall, Multiple Sklerose oder Parkinson. Die Einmalzahlungen können helfen, um etwa notwendige Umbaumaßnahmen zu finanzieren, wenn der Betroffene im Beruf oder im Alltag eingeschränkt ist. Auch Assistance-Leistungen wie etwa haushaltsnahe Dienstleistungen sowie medizinische Beratungs- und Unterstützungsangebote können Teil der Versicherungsleistung sein.

Gut zu wissen: Die Leistungen aus einer Grundfähigkeitsversicherung werden nicht auf die staatlichen Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung angerechnet, sollte die versicherte Person nicht mehr arbeiten können. Wer privat vorsorgt und eine Grundfähigkeit verliert, steht im Falle des Arbeitskraftverlustes finanziell immer besser dar als ohne Vorsorge.

In welchen Fällen leistet eine Grundfähigkeitsversicherung?

Wenn eine oder mehrere der versicherten Grundfähigkeiten dauerhaft beeinträchtigt sind, erhält der Versicherte aus der Grundfähigkeitsversicherung die vereinbarte Leistung - sei es die monatliche Rente oder die Einmalzahlung. Die Versicherung leistet ganz unabhängig davon, die versicherte Person ihren Job noch ausüben kann oder nicht.

Für wen ist eine Grundfähigkeitsversicherung sinnvoll?

  • Handwerker und Bauarbeiter

    Für Personen, die körperlich anspruchsvolle Berufe ausüben, bietet eine Grundfähigkeitsversicherung finanziellen Schutz im Falle einer Beeinträchtigung, die sie daran hindert, ihre Arbeit auszuführen.

  • Selbstständige und Freiberufler

    Diese Personen verfügen oft nicht über denselben Versicherungsschutz wie Angestellte und können von der finanziellen Absicherung bei Verlust ihrer Arbeitsfähigkeit profitieren.

  • Menschen in spezialisierten Berufen

    Dazu zählen zum Beispiel Chirurgen, Musiker oder Sportler, die auf bestimmte Fähigkeiten angewiesen sind. Sollten sie aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls ihre spezifischen Fähigkeiten verlieren, kann eine Grundfähigkeitsversicherung existenzsichernd sein.

  • Junge Erwachsene

    Der Abschluss einer Grundfähigkeitsversicherung in jungen Jahren kann aufgrund niedrigerer Beiträge und in der Regel besserer Gesundheit vorteilhaft sein. Und: Jüngere Arbeitnehmer haben in der Regel erst geringe Ansprüche bei der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente. Zusätzliche Vorsorge ist für sie daher sinnvoll.

  • Personen, die keine Berufsunfähigkeitsversicherung erhalten können

    Manche Menschen erhalten aufgrund von Vorerkrankungen oder hohen Risiken in ihrem Beruf kein für sie bezahlbares Angebot für eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Für sie kann die Grundfähigkeitsversicherung eine Alternative darstellen.

Wichtig ist es, den individuellen Bedarf und die beruflichen sowie privaten Umstände zu analysieren und die Versicherungspolice darauf abzustimmen. Dabei sollte auch die Höhe der Absicherung, die Dauer der Leistungszahlung und die konkreten Auslösebedingungen genau betrachtet werden. Bei der Absicherung der Arbeitskraft empfiehlt es sich prinzipiell, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, um das optimale Produkt zu finden.

Warum gibt es eine Gesundheitsprüfung?

Wenn sich Arbeitnehmer gegen den Verlust von Grundfähigkeiten absichern möchten, steht in der Regel vor Vertragsabschluss eine Gesundheitsprüfung an. Damit schätzt der Versicherer die Wahrscheinlichkeit ab, dass bei dem Kunden ein Leistungsfall eintritt. Die Gesundheitsfragen variieren je nach Art der Absicherung. Versicherer dürfen beispielsweise Fragen nach der Körpergröße, dem Gewicht, stationären Behandlungen und ambulanten Therapien, chronischen und/oder psychischen Erkrankungen, Medikamenteneinnahmen und zum Konsum von Zigaretten stellen, wenn sie für das abzusichernde Risiko relevant sind.

Die Fragen müssen Kunden ehrlich beantworten, andernfalls kann der Versicherer später Leistungen verweigern. Das Ergebnis der Prüfung fließt in die Berechnung der Prämie ein. Das Prinzip dabei: Wer ein niedrigeres Risiko für den Verlust von bestimmten Fähigkeiten aufweist, bekommt auch einen günstigeren Vertrag.

Grundfähigkeits-, Erwerbsunfähigkeits- und Berufsunfähigkeitsversicherung - wo liegen die Unterschiede?

  • Die Grundfähigkeitsversicherung leistet, wenn versicherte Grundfähigkeiten beeinträchtigt sind, unabhängig von der konkreten Berufsausübung.

  • Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung leistet, wenn die versicherte Person nicht mehr als drei Stunden am Tag arbeiten kann - unabhängig davon, in welchem Beruf.
  • Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) leistet, wenn die versicherte Person dauerhaft ihrem zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr zu 50 Prozent nachgehen kann.

Warum ist eine Grundfähigkeitsversicherung häufig günstiger als eine BU-Versicherung?

Die Grundfähigkeitsversicherung wird als günstige Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung betrachtet, da sie meist einen abgespeckteren Leistungsumfang hat. Anders als eine Berufsunfähigkeitsversicherung leistet sie zum Beispiel nur in bestimmten Konstellationen bei psychischen Erkrankungen. Zudem bieten einige Versicherer Baustein-Produkte an, die es ermöglichen, die Versicherung individuell an die eigenen Bedürfnisse und die gesundheitliche Situation anzupassen, was sich auch auf die Beitragshöhe auswirken kann.

Welche Faktoren beeinflussen die Beiträge zur Grundfähigkeitsversicherung?

Die Beiträge werden hauptsächlich durch den gesundheitlichen Zustand der versicherten Person und ihren Beruf beeinflusst. Je risikoreicher der Beruf eingestuft wird, desto höher setzt die Versicherung den Beitrag fest. Weitere Faktoren, die die Höhe der Versicherungsprämie beeinflussen können, sind das Eintrittsalter, die Höhe der monatlichen Rente, die Laufzeit der Versicherung sowie gefährliche Sportarten oder Hobbys.

Wo trage ich die Beiträge in der Steuererklärung ein?

Die Beiträge zur Grundfähigkeitsversicherung können in der Steuererklärung in der Anlage Vorsorgeaufwand eingetragen werden. Gleiches gilt auch für die Beiträge zu einer Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung. In den allermeisten Fällen dürfte jedoch keine spürbare Steuerersparnis zu erwarten sein, da es für die Vorsorgeaufwendungen Freibeträge gibt, die nur selten ausgeschöpft werden.

Welche gesetzlichen Leistungen gibt es, wenn Arbeiten nicht mehr möglich ist?

Wer in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert ist, hat den Schutz der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente. Die Renten aus dieser gesetzlichen Versicherung sind jedoch meist zu gering, um den Lebensstandard zu halten.

Zudem gibt es eine volle Erwerbsminderungsrente nur für diejenigen, die weniger als drei Stunden täglich arbeiten können. Wer zumindest noch zwischen drei und sechs Stunden am Tag irgendeiner bezahlten Tätigkeit nachgehen kann, bekommt von der Rentenversicherung eine Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung, die logischerweise niedriger ausfällt als die Rente wegen voller Erwerbsminderung.

Jüngere Arbeitnehmer trifft eine Berufs- bzw. Erwerbsunfähigkeit in der Regel finanziell besonders hart. Da ihr Versicherungsschutz noch nicht lange besteht, sind ihre Ansprüche aus der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente sehr gering.

Wie hoch die Ansprüche auf diese gesetzliche Rente bei einer Erwerbsunfähigkeit sind, können Angestellte ihrer jährlichen Renteninformation entnehmen, die von der Deutschen Rentenversicherung verschickt wird.

Was sind sinnvolle Alternativen, um seine Arbeitskraft zu schützen?

  • Die Berufsunfähigkeitsversicherung

    Die private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zahlt einem berufstätigen Versicherten in der Regel eine vereinbarte Rente, wenn er wegen einer Krankheit oder eines Unfalls dauerhaft zu mindestens 50 Prozent berufsunfähig ist. Auch wer pflegebedürftig ist und mindestens unter Pflegestufe 1 fällt, gilt häufig als berufsunfähig und erhält eine Rente – je nach vertraglicher Vereinbarung mit der Berufsunfähigkeitsversicherung. Gut zu wissen: Die BU-Rente wird nicht auf die Erwerbsminderungsrente von der gesetzlichen Rentenversicherung angerechnet, sondern kommt obendrauf.

  • Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung

    Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung kann etwa für Personen in körperlich anstrengenden Berufen sinnvoll sein. Sie deckt den Verlust der Arbeitskraft durch Unfälle und alle körperlichen und psychischen Erkrankungen ab. Der Versicherungsnehmer erhält eine Rente wegen Erwerbsunfähigkeit, wenn er überhaupt keiner Arbeit mehr nachgehen kann.

  • Die private Unfallversicherung

    In knapp zehn Prozent aller Fälle führt ein Unfall zur Berufsunfähigkeit. Dann kann zusätzlich eine privaten Unfallversicherung helfen. Sie zahlt bei bleibenden Schäden einen Einmalbetrag und – abhängig vom Vertrag – eine Rente bei besonders schweren Beeinträchtigungen. Vorteil gegenüber der gesetzlichen Unfallversicherung: Die private leistet nicht nur bei Arbeits-, sondern auch bei Freizeitunfällen, die den Großteil aller Unfälle ausmachen.

    Die Höhe der Leistung hängt von der vereinbarten Versicherungssumme und dem Invaliditätsgrad ab, der sich wiederum aus der sogenannten „Gliedertaxe“ des Versicherers ergibt. Je nach Vertrag kann der Verlust des Arms einen Invaliditätsgrad von 70 Prozent bedeuten oder der Verlust des Daumens 20 Prozent. Bei einer Versicherungssumme von 100.000 Euro würde der Versicherer entsprechend 70.000 Euro oder 20.000 Euro auszahlen. Wurde mit dem Unfallversicherer eine Rente vereinbart, gibt es die häufig ab einem Invaliditätsgrad von 50 Prozent.

    Im Leistungsfall übernimmt die private Unfallversicherung auch das Krankenhaustage- und das Genesungsgeld. Damit lassen sich Verdienstausfälle während der Behandlung kompensieren. Führt der Unfall zum Tod, gibt es auch für die Hinterbliebenen Geld.

  • Die Dread-Disease- oder Critical-Illness-Versicherung

    Übersetzt bedeutet Dread Disease so viel wie „schwere Erkrankung“. Manchmal wird das Produkt auch Critical Illness-Versicherung genannt, was wörtlich übersetzt „kritische Krankheit“ bedeutet. Diese Versicherung leistet eine einmalige Kapitalzahlung im Falle der Diagnose bestimmter schwerer Krankheiten. Dazu zählen zum Beispiel Krebs, Schlaganfall, Multiple Sklerose, Alzheimer oder Parkinson. Welche Krankheiten konkret versichert sind, wird vorab im Versicherungsvertrag geregelt.

    Grundsätzlich gilt: Je mehr Krankheiten die Versicherung abdeckt, desto höher ist der Beitrag. Mit den Leistungen kann der Versicherte zum Beispiel behindertengerechte Umbauten am Haus oder in der Wohnung bezahlen, die anfallenden Behandlungskosten decken oder die Zeit für eine berufliche Umorientierung finanziell überbrücken.

  • Multi-Risk-Versicherungen

    Die Multi-Risk-Versicherung – auch Funktionsinvaliditätsversicherung genannt – ist eine Kombination aus verschiedenen Policen. Das Paket kann zum Beispiel aus einer Grundfähigkeitsversicherung bestehen, die Sehen und Hören abdeckt, und zusätzlich eine Dread-Disease-Versicherung sowie eine Unfall- oder Pflegeversicherung beinhalten. Die einzelnen Bausteine sorgen in der Summe für einen sinnvollen Schutz gegen Krankheit und Unfälle.

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