Berufsunfähigkeitsversicherung für Studierende - sinnvoll oder nicht?
Beruf
Studentinnen und Studenten gehen noch keiner beruflichen Tätigkeit nach. Unabhängig davon ist es finanziell sinnvoll, wenn sie ihre Arbeitskraft frühzeitig schützen.
03.04.2024
Warum ist eine Absicherung bei Berufsunfähigkeit so wichtig?
Das wichtigste Kapital der allermeisten Menschen ist die Arbeitskraft. Besonders gilt das für junge Menschen, wie etwa Studenten, Auszubildende oder Berufseinsteiger. Wer bereits in jungen Jahren Berufsunfähigkeit anmelden muss, dem geht enorm viel Geld durch die Lappen. Je nach Ausbildung und Qualifikation können das mehrere Millionen Euro sein, die man im Laufe eines Berufslebens verdient.
Eine Berufsunfähigkeit trifft Berufseinsteiger, Studierende oder Azubis noch aus einem weiteren Grund besonders hart. Da sie noch nicht lange gearbeitet haben, sind ihre Ansprüche aus der staatlichen Erwerbsminderungsrente sehr gering. Häufig reichen diese nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard zu halten.
Hinzu kommt: Die staatliche Erwerbsminderungsrente erhalten Studenten nur dann, wenn sie so gut wie keiner Arbeit mehr nachgehen können. Wer zumindest noch einige Stunden am Tag irgendeiner bezahlten Tätigkeit nachgehen kann, bekommt von der gesetzlichen Rentenversicherung nichts.
Warum sollten Studenten eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen?
Wer während des Studiums eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, profitiert in der Regel von günstigen Beiträgen. Hier gilt: Je jünger, desto gesünder sind in der Regel die Versicherungsnehmer, desto günstiger fallen die Prämien aus. Ein gesunder Medizin-Student mit 19 Jahren beispielsweise, Nichtraucher, zahlt laut der Vergleichssoftware von Morgen & Morgen durchschnittlich 38 Euro im Monat, um eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente von 1.000 Euro zu versichern.
Selbst Schülerinnen und Schüler können Berufsunfähigkeitsversicherungen abschließen, um sich niedrige Beiträge zu sichern. Bei vielen Versicherern geht das bereits ab einem Alter von 10 Jahren. Bei Kindern und Jugendlichen erfragt die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht den Berufswunsch, sondern beurteilt nur den Gesundheitszustand und die derzeitige Lebenssituation.
Welche Rolle spielt das Studienfach beim Abschluss?
Wenn Studierende sich für eine Berufsunfähigkeitsversicherung entscheiden, spielt ihr Studienfach für die Höhe der Beiträge eine Rolle. Ein Rechenbeispiel: Eine 21-jährige gesunde BWL-Studentin bezahlt für eine Berufsunfähigkeitsrente von 1.000 Euro im Schnitt 36 Euro Prämie. Entscheidet sie sich für Marketing, sind es 45 Euro im Monat. In der Regel geben Anbieter eine Obergrenze für die mögliche Berufsunfähigkeitsrente vor, die Studierende absichern können. Diese liegt meist zwischen 1.000 Euro und 2.000 Euro.
Was passiert mit der BU-Versicherung, wenn man anfängt zu arbeiten?
Wer im Berufsleben durchstartet, sollte seine Berufsunfähigkeitsversicherung überprüfen. Mit dem höheren Gehalt geht häufig auch ein höherer Lebensstandard einher. Finanzielle Verpflichtungen wie etwa ein Kind oder eine Immobilie kommen bei manchen hinzu. Junge Berufstätige sollten deshalb die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente an die aktuelle Lebenssituation anpassen. Häufig ist die Anpassung des Vertrags ohne neue Gesundheitsprüfung möglich. Einige Versicherer prüfen zudem, ob der neue Beruf in einen günstigeren Tarif fällt. In diesem Fall bieten sie ihren Kunden entsprechend verbesserte Konditionen an.
Was leistet eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Die private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zählt zu den wichtigsten Versicherungen überhaupt. Sie zahlt der versicherten Person in der Regel eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente, wenn er oder sie wegen einer Krankheit oder eines Unfalls zu mindestens 50 Prozent berufsunfähig ist. Auch wer pflegebedürftig ist und mindestens unter Pflegestufe 1 fällt, gilt häufig als berufsunfähig und erhält eine Rente – je nach vertraglicher Vereinbarung mit der Berufsunfähigkeitsversicherung.
Gut zu wissen: Die BU-Rente wird nicht auf die Erwerbsminderungsrente der gesetzlichen Rentenversicherung angerechnet, sondern kommt obendrauf.
Für wen empfiehlt sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist nicht nur für Studenten sinnvoll. Für Menschen mit Bürojobs ist sie genauso empfehlenswert wie für alle anderen auch, die von ihrem Einkommen abhängig sind. Denn die Arbeitswelt hat sich gewandelt: Körperlich hart arbeitende Menschen werden weniger, gleichzeitig nehmen in manchen Branchen Arbeitsverdichtung und Stress bis hin zum Burn-out zu.
Seit 2010 schlägt sich diese Entwicklung auch in der Statistik über die häufigsten Ursachen für eine Berufsunfähigkeit nieder. Seitdem sind nicht mehr Erkrankungen am Bewegungsapparat die häufigste Ursache, sondern psychische Gründe wie etwa Depressionen oder Burn-out. Knapp jede dritte Person, die heute berufsunfähig wird, muss wegen psychischer Erkrankungen den ausgeübten Beruf aufgeben.
Vor allem für Selbstständige gilt: Sie haben meist keine oder nur sehr geringe Ansprüche in der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente. Können sie wegen einer schweren Krankheit oder eines Unfalls nicht mehr arbeiten, geraten sie schnell in finanzielle Nöte. Die Berufsunfähigkeitsversicherung hilft in diesem Fall mit einer monatlichen Rente, längstens bis zum Eintritt in den Ruhestand.
Tipps: Was sollte man beim Abschluss einer BU-Versicherung beachten?
Grundsätzlich sind Studentinnen und Studenten gut beraten, wenn sie sich bei der Suche nach einer passenden Berufsunfähigkeitsversicherung professionelle Hilfe suchen, zum Beispiel bei Versicherungsvermittlern. BU-Versicherungen sind keine Produkte von der Stange, ihr Abschluss ist meist recht komplex. Diese Versicherungen sind auf die individuelle gesundheitliche und berufliche Situation der Kundinnen und Kunden zugeschnitten und haben einen entsprechend hohen Beratungsbedarf.
Wer sich eine ausreichende Berufsunfähigkeitsrente sichern will, sollte darauf achten, dass die BU-Rente regelmäßig steigt. Dies erfolgt durch eine Anpassung der monatlichen Beiträge. Der Vorteil dabei: Die Berufsunfähigkeitsrente wird dadurch nicht durch die Inflation entwertet und die Erhöhungen erfolgen ohne erneute Gesundheitsprüfung. Diese Form der dynamischen Absicherung wird von allen Versicherungen angeboten.
Über die Dynamik erhöht der Versicherer jedes Jahr die zugesagte Berufsunfähigkeitsrente und den Beitrag in der vereinbarten Höhe. Man kann widersprechen oder die Erhöhung annehmen. Meist muss die erste Erhöhung und danach jede dritte angenommen werden. Sonst verfällt die Dynamik im Vertrag.
Werden bei der Risikoprüfung falsche Angaben gemacht oder etwa Vorerkrankungen verschwiegen, ist der Versicherer berechtigt, von seiner Leistungspflicht zurückzutreten. Das heißt, im Falle der Berufsunfähigkeit besteht dann kein Leistungsanspruch.
Der Versicherungsvertrag sollte bis kurz vor dem geplantem Rentenbeginn laufen. Grund: Das Risiko, im Alter berufsunfähig zu werden, ist deutlich höher als in jungen Jahren.
Wenn Studenten ihr Studium beendet haben und im Berufsleben durchstarten, sollte auch der Berufsunfähigkeitsschutz angepasst werden. Wurde eine entsprechende Nachversicherungsgarantie vereinbart, kann diese Anpassung ohne erneute Gesundheitsprüfung vorgenommen werden.
Bestehen bestimmte Vorerkrankungen oder Unfallfolgen, ist das Risiko erhöht, dass die versicherte Person berufsunfähig wird. Da der Beitrag vom Risiko abhängt, muss sich das in der Kalkulation niederschlagen. Nicht immer kann man das höhere Risiko durch einen höheren Beitrag ausgleichen. Um trotzdem Versicherungsschutz zu erhalten, können diese Vorerkrankungen vertraglich ausgeschlossen werden. Das heißt: Führen die Vorerkrankungen zur Berufsunfähigkeit, besteht kein Leistungsanspruch.
Wie wirken sich Vorerkrankungen auf den Abschluss einer BU aus?
Unabhängig vom Alter gilt, dass gesunde Menschen meist leichter versichert werden können als Menschen mit Vorerkrankungen. Hat jemand eine Erkrankung, kommt es darauf an, wie sie sich auf sein Risiko auswirkt, berufsunfähig zu werden. Das gilt sowohl für körperliche als auch für psychische Erkrankungen. Das Risiko wird in der individuellen Gesundheitsprüfung vor Abschluss des Versicherungsvertrages geprüft.
Gut zu wissen: Was sind Verweisungsklauseln?
Gibt es nachweislich einen gleichwertigen Beruf, in dem der berufsunfähig gewordene Versicherungsnehmer noch arbeiten könnte, muss der Versicherer die vereinbarte Berufsunfähigkeitsrente nicht zahlen, sondern kann auf diesen Beruf verweisen. Der muss in etwa dem alten Berufsbild entsprechen sowie Kenntnisse und Fähigkeiten des Versicherungsnehmers berücksichtigen. Eine „Verweisung“ kommt nicht in Frage, wenn der Verdienst deutlich geringer wäre als im früheren Beruf. Es gibt zwei unterschiedliche Verweisungsklauseln. Viele Versicherer bieten inzwischen auch BU-Policen ohne abstrakte Verweisung an.
Bei der abstrakten Verweisung kann der Versicherungsnehmer auf eine Tätigkeit verwiesen werden, die zwar seinen Kenntnissen und Fähigkeiten entspricht und seinen Lebensstandard wahrt, die er jedoch zum Zeitpunkt des Antrags auf die Berufsunfähigkeitsrente nicht ausübt. Die abstrakte Verweisung erfolgt auf ein zwar existierendes Berufsbild, aber nicht auf eine konkret ausgeübte Tätigkeit.
Der Versicherungsnehmer übt bereits freiwillig einen anderen Beruf aus, der seinen Kenntnissen/Fähigkeiten entspricht und seinen Lebensstandard wahrt. In diesem Fall kann die Berufsunfähigkeitsversicherung konkret auf diese eine neue Tätigkeit verweisen und muss keine BU-Rente auszahlen.
Welche Alternativen gibt es, seine Arbeitskraft zu schützen?
Bei der Grundfähigkeitsversicherung werden bestimmte grundlegende Fähigkeiten versichert. Dazu zählen zum Beispiel das Sehen, Sprechen, Gehen, Autofahren oder Treppensteigen. Wer Fähigkeiten verliert, die im Vertrag bestimmt wurden, bekommt von der Versicherung eine vertraglich vereinbarte monatliche Rente ausgezahlt.
Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung kann etwa für Personen in körperlich anstrengenden Berufen sinnvoll sein. Sie deckt den Verlust der Arbeitskraft durch Unfälle und alle körperlichen und psychischen Erkrankungen ab. Der Versicherungsnehmer erhält eine Rente wegen Erwerbsunfähigkeit, wenn er überhaupt keiner Arbeit mehr nachgehen kann.
In knapp zehn Prozent aller Fälle führt ein Unfall zur Berufsunfähigkeit. Dann kann zusätzlich eine private Unfallversicherung helfen. Sie zahlt bei bleibenden Schäden einen Einmalbetrag und – abhängig vom Vertrag – eine Rente bei besonders schweren Beeinträchtigungen. Vorteil gegenüber der gesetzlichen Unfallversicherung: Die private leistet nicht nur bei Arbeits-, sondern auch bei Freizeitunfällen, die den Großteil aller Unfälle ausmachen.
Die Höhe der Leistung hängt von der vereinbarten Versicherungssumme und dem Invaliditätsgrad ab, der sich wiederum aus der sogenannten „Gliedertaxe“ des Versicherers ergibt. Je nach Vertrag kann der Verlust des Arms einen Invaliditätsgrad von 70 Prozent bedeuten oder der Verlust des Daumens 20 Prozent. Bei einer Versicherungssumme von 100.000 Euro würde der Versicherer entsprechend 70.000 Euro oder 20.000 Euro auszahlen. Wurde mit dem Unfallversicherer eine Rente vereinbart, gibt es die häufig ab einem Invaliditätsgrad von 50 Prozent.
Im Leistungsfall übernimmt die private Unfallversicherung auch das Krankenhaustage- und das Genesungsgeld. Damit lassen sich Verdienstausfälle während der Behandlung kompensieren. Führt der Unfall zum Tod, gibt es auch für die Hinterbliebenen Geld.
Übersetzt bedeutet Dread Disease so viel wie „schwere Erkrankung“. Manchmal wird das Produkt auch Critical Illness-Versicherung genannt, was wörtlich übersetzt „kritische Krankheit“ bedeutet. Diese Versicherung leistet eine einmalige Kapitalzahlung im Falle der Diagnose bestimmter schwerer Krankheiten. Dazu zählen zum Beispiel Krebs, Schlaganfall, Multiple Sklerose, Alzheimer oder Parkinson. Welche Krankheiten konkret versichert sind, wird vorab im Versicherungsvertrag geregelt.
Grundsätzlich gilt: Je mehr Krankheiten die Versicherung abdeckt, desto höher ist der Beitrag. Mit den Leistungen kann der Versicherte zum Beispiel behindertengerechte Umbauten am Haus oder in der Wohnung bezahlen, die anfallenden Behandlungskosten decken oder die Zeit für eine berufliche Umorientierung finanziell überbrücken.
Die Multi-Risk-Versicherung – auch Funktionsinvaliditätsversicherung genannt – ist eine Kombination aus verschiedenen Policen. Das Paket kann zum Beispiel aus einer Grundfähigkeitsversicherung bestehen, die Sehen und Hören abdeckt, und zusätzlich eine Dread-Disease-Versicherung sowie eine Unfall- oder Pflegeversicherung beinhalten. Die einzelnen Bausteine sorgen in der Summe für einen sinnvollen Schutz gegen Krankheit und Unfälle.