Was versteht man unter Cybermobbing?
Unter Cybermobbing versteht man die Beleidigung, Bedrohung, Bloßstellung oder Belästigung von Personen über einen längeren Zeitraum mithilfe von Internet- und Mobiltelefondiensten, beispielsweise über Smartphones, E-Mails, Websites, Foren, Chats und Communities. Die Täter sind meist anonym, stammen aber häufig aus dem näheren sozialen Umfeld des Opfers. Häufig geht das Cybermobbing mit Mobbing in der Offline-Welt einher. Entweder es beginnt online und verlagert sich danach in die Schule bzw. Arbeitsplatz des Opfers - oder umgekehrt.
Mobbing kann verschiedene Formen annehmen. Die wichtigsten sind:
- Schikane: Wiederholtes Senden von beleidigenden und verletzenden Nachrichten über E-Mail, SMS, Instant-Messenger oder in Chats.
- Verleumdung/Gerüchte verbreiten: Verbreiten von Gerüchten über Internet- und Messengerdienste an einen großen Personenkreis.
- Bloßstellen: Informationen, die im Vertrauen einer bestimmten Person gegeben wurden, werden an andere Personen gesendet. Die Folge: Das Opfer wird kompromittiert.
- Ausschluss/Ignorieren: Bewusster Ausschluss des Opfers von sozialen Aktivitäten, Gruppen, Chats etc.
- Identitätsdiebstahl: Der Täter meldet sich unter der Identität des Opfers bei einem sozialen Netzwerk an und verbreitet Lügen.
Wer ist betroffen?
Vor allem Jugendliche werden Opfer von Cybermobbing. Laut einer Studie des medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (JIM-Studie 2018, PDF)
- waren acht Prozent der jugendlichen Internetnutzer zwischen 12 und 19 Jahren selbst bereits Opfer von Cybermobbing,
- wurden von jedem fünften Jugendlichen schon einmal falsche oder beleidigende Inhalte per Handy oder im Internet verbreitet,
- haben 34 Prozent der Befragten ein Opfer von Cybermobbing im eigenen Bekanntenkreis.
Aber auch bei Erwachsenen wächst die Bedrohung durch Cybermobbing. Laut einer Studie (PDF) vom Bündnis gegen Cybermobbing
- waren 30,1 Prozent der Befragten über 18 Jahre schon einmal Opfer von Mobbingattacken,
- sind Frauen, jüngere Menschen und ältere Arbeitnehmer besonders häufig von Mobbing und Cybermobbing betroffen,
- waren 80 Prozent der Täter zuvor schon Opfer von Mobbing oder Cybermobbing.
Warum wird gemobbt?
Aus Sicht der Opfer ist Neid die häufigste Ursache. Aus Sicht der Täter ist es angeblicher Ärger über die Betroffenen, der zum Mobbing führt. Am Arbeitsplatz sind vor allem Konkurrenzdenken und starre Hierarchien die Ursachen. An fast der Hälfte der Mobbingfälle am Arbeitsplatz sind Vorgesetzte beteiligt.
Gibt es eine Versicherung gegen Cybermobbing?
Sowohl Straf- als auch Zivilrecht schützen vor der Verletzung der Persönlichkeitsrechte. Bei anonymen Angriffen sind Mobbing-Opfer jedoch auf die Strafverfolgungsbehörden angewiesen, damit der Täter überhaupt identifiziert werden kann.
Eine Strafanzeige empfiehlt sich besonders dann, wenn eine oder mehrere Tatbestände erfüllt sein könnten - beispielsweise Beleidigung, üble Nachrede oder Verleumdung. Wenn der Täter bekannt ist, aber kein strafrechtlicher Tatbestand erfüllt ist, können Opfer auch einen anderen Weg gehen. Statt einer Strafanzeige können sie eine zivilrechtliche Klage wegen Verletzung des Persönlichkeitsrechts einreichen.
Bevor es jedoch so weit kommt, reicht es oft, wenn Anwälte den Täter abmahnen und rechtliche Schritte androhen. An dieser Stelle kommen Versicherungen ins Spiel.
Rechtsschutzversicherungen, die den Versicherungsfall bei Angriff gegen die Persönlichkeit im Internet abdecken, kommen für die Kosten von Cybermobbing auf. Kosten entstehen beispielsweise, wenn negative Interneteinträge gelöscht werden müssen. Die Rechtsschutzversicherung bietet dem Opfer Unterstützung in Form von Serviceangeboten, hilft bei der anwaltlichen Durchsetzung von Schadenersatzansprüchen oder bei einer Strafanzeige gegen den mutmaßlichen Täter. Wer von anderen gemobbt wird, sollte deshalb auf jeden Fall seine Versicherung kontaktieren und klären, ob Rechtsschutz besteht. Ist das der Fall, unterstützt die Versicherung die Betroffenen bei der Durchsetzung ihrer Rechte.
Tipps für Eltern: Darauf sollten sie achten
Kinder und Jugendliche wenden sich bei Online-Problemen häufig nicht an ihre Eltern. Sie fürchten deren Unverständnis, haben Angst vor einem Internetverbot oder die Beleidigungen sind ihnen peinlich. Eltern sollten sich so gut wie möglich darüber informieren, was ihre Kinder im Internet machen: Auf welchen Seiten surfen sie, mit wem kommunizieren sie? Bei Problemen sollten sie sich als Ansprechpartner anbieten und ohne Schuldzuweisungen dabei helfen, sich gegen das Cybermobbing zu wehren.
Tipps für Kinder und Jugendliche: So können sie sich helfen
- Verrate nicht zu viel!
Persönliche Daten wie Wohnort, Schule und Handynummer nicht öffentlich im Internet posten. - In sozialen Netzwerken nicht öffentlich über persönliche Probleme oder Sorgen sprechen (etwa Probleme in der Schule, Liebeskummer oder Ärger mit den Eltern).
- Vor dem Veröffentlichen: Nachdenken!
Was einmal im Internet steht, ist nicht mehr so leicht zu entfernen. - Misstrauisch bleiben!
Kinder und Jugendliche sollten nicht jede x-beliebige Person gleich in die Freundesliste aufnehmen - zum eigenen Schutz. Andere Community-Mitglieder müssen nicht immer die Wahrheit über sich erzählen. - Hilfe holen!
Wenn online etwas Unangenehmes passiert, sollten Kinder und Jugendliche am besten einen erwachsenen Ansprechpartner zur Unterstützung aufsuchen. - An den Service-Anbieter wenden, über den man gemobbt wird (Internet, Handy).
- Für Schüler gilt bei diesem Thema: (Vertrauens-) Lehrer können unterstützen und den oder die mobbenden Schüler zur Rede stellen.
- An die Polizei wenden, wenn ein potenziell krimineller Fall durch Cybermobbing vorliegt.
- Beweise sichern!
Kinder und Jugendliche sollten entsprechende Inhalte (unangenehme Nachrichten, diskreditierende Bilder oder Chats) durch Screenshots sichern.