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Tornados in Deutschland häufiger als gedacht

Wohnen

Je mehr heftige Sommergewitter entstehen, desto höher steigt das Tornadorisiko in Deutschland. Verstärkt der Klimawandel die Gefahr durch Tornados?

16.08.2024

Bei dem Begriff Tornado denken die meisten Menschen an den mittleren Westen der USA, abgedeckte Dächer, die in Fachkreisen berühmte "Tornado Alley" - alles Meldungen häufig im Fernsehen aus einer geographisch weit entfernten Gegend. Was viele nicht ahnen: Auch in Deutschland sind die Wirbelstürme zu Hause. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) geht von durchschnittlich 45 Tornados pro Jahr in Deutschland aus.

Wie entsteht ein Tornado?

Ein Tornado ist ein schlauchartiger Wirbel, der in einer Schauer- oder Gewitterwolke entspringt. Trifft der Wirbel auf den Boden, spricht man von einem Tornado. In unseren Breiten entstehen Tornados, wenn drei Bedingungen vorliegen:

  • eine hohe Luftfeuchtigkeit,
  • Schauer und Gewitter,
  • sowie eine starke Windzunahme und -drehung in höheren Luftschichten.


Ähnlich wie heftige Starkregenereignisse können Tornados in ganz Deutschland auftreten. Hauptsaison für Tornados ist Ende Mai bis September. Abhängig von der lokalen Wetterlage können Tornados aber auch ganzjährig auftreten. Tornados dauern im Schnitt rund 10 Minuten - eine kurze Dauer, in der jedoch große Schäden entstehen können.

Eines der schadenträchtigsten Sturmtiefs, bei dem auch Tornados auftraten, ereignete sich am 20. Mai 2022. In diesem Tag fegte Sturmtief Emmelinde über Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Das Sturmtief richtete Schäden in Höhe von 330 Millionen Euro an. Mehr als 50 Menschen wurden dabei verletzt.

Klassifizierung von Tornados mit der Fujita-Skala

Um die Heftigkeit von Tornados einordnen zu können, nutzen Fachleute die sogenannte Fujita-Skala. Sie beurteilt die Tornados nach den Schäden, die sie verursachen. Die Windstärken sind insofern theoretisch, weil eine Windmessung innerhalb eines Tornados kaum möglich ist.

BezeichnungStärkeWindspitzenSchäden
F0Leichte Schäden63-117 km/hÄste, Dachziegel
F1Moderate Schäden118-180 km/hentwurzelte Bäume, Dächer, Aufhänger
F2Beträchtliche Schäden181-253 km/halle Bäume, Mauereinsturz
F3Schwere Schäden256-332 km/hHäuser stürzen ein
F4Verheerende Schäden333-418 km/hTotalschäden, Baumentrindung
F5Unfassbare Schäden>420 km/hvöllige Zerstörung

Wie schütze ich mich vor einem Tornado?

Tornados können aufgrund ihrer unvorhersehbaren Natur und der damit verbundenen Gefahren erhebliche Schäden verursachen, daher ist es wichtig zu wissen, wie man sich bei einem drohenden Tornado schützt. Bei einer Tornadowarnung sollte man sich unverzüglich in ein sicheres Bauwerk begeben, vorzugsweise in einen Keller oder einen Raum ohne Fenster im Erdgeschoss. Es ist auch wichtig, sich von Fenstern fernzuhalten und sich mit einer robusten Matratze oder einem stabilen Tisch zu schützen, um sich vor fliegenden Trümmern zu schützen.

Wer im Freien auf einen Tornado trifft, sollte sich möglichst weit vom Sturm entfernen. Wer etwa 1.000 Meter vom Tornado entfernt ist, hat häufig kaum noch etwas zu befürchten. Ist das nicht mehr möglich, sollte man sich flach mit dem Gesicht nach unten auf den Boden legen, um sich möglichst vor herumfliegenden Gegenständen zu schützen.

Sturmschäden in Zahlen

  • 1.328.000 Sturm- und Hagelschäden an Gebäuden, Hausrat, Industrie, Landwirtschaft und Autos
  • Schadenhöhe: 4,6 Milliarden Euro

Zahlen für 2023 | Quelle: Gesamtverband der Versicherer (GDV)

Klimawandel: Müssen wir künftig mit mehr Tornados rechnen?

Starkregen folgt auf Dürre, Hitzegewitter folgt auf Hitzewelle. Flüsse treten häufiger über die Ufer, Hagelgewitter werden heftiger. Das Wetter bricht immer häufiger aus seinen scheinbar festgelegten Bahnen aus. Wetterextreme nehmen spürbar zu, der Klimawandel ist längt vor unserer Tür angekommen.

Gibt es, bedingt durch den Klimawandel, nun mehr Tornados in Deutschland? Der Deutsche Wetterdienst hat die Tornadozahlen der vergangenen 20 Jahre analysiert. Ein Trend ließ sich dabei nicht erkennen. Heißt: Die Meteorologen können weder eine Zu- noch eine Abnahme von Tornados in Deutschland erkennen.

So sind Schäden durch Tornados versichert

Schäden durch Tornados und andere Stürme decken die Wohngebäude- und die Hausratversicherung ab. Voraussetzung dafür ist, dass der Wind mindestens Stärke 8, also 62 km/h, erreicht hat. Bei Tornados ist das praktisch immer der Fall. Im Detail:

  • Sturmschäden am Haus

    Wenn das Haus oder seine Nebengebäude durch schweren Sturm ab Windstärke 8 (62 km/h) in Mitleidenschaft gezogen wurden, kommt die Wohngebäudeversicherung für die Schäden auf. Versichert sind direkte Schäden, wie zum Beispiel vom heftigen Sturm abgedeckte Dächer oder zerbrochene Fensterscheiben. Aber auch indirekte Schäden: Wenn etwa ein umgestürzter Baum auf dem eigenen Grundstück die Fassade oder das Dach beschädigt. Wenn ein Blitzschlag das Haus beschädigt oder faustgroßer Hagel Fenster zertrümmert, kann das ein Fall für die Gebäudeversicherung sein. Schäden durch Überspannung, Überstrom oder Kurzschluss können bei entsprechender Klausel im Vertrag mitversichert sein. Im Zweifel einfach den Versicherer ansprechen.

  • Sturmschäden am Hausrat

    Für alles, was innerhalb des Hauses beschädigt wurde, ist nicht die Wohngebäudeversicherung, sondern die Hausratversicherung zuständig. Über sie sind Schäden an Möbeln und Wohnungsinventar abgesichert. Wenn beispielsweise ein Überspannungsschaden durch einen Blitzschlag während eines Gewitters die Elektrogeräte des Hausbesitzers unbrauchbar gemacht hat. Oder bei Windstärke 8 das Dach abgedeckt wurde und die Einrichtung durch das Unwetter lädiert ist. Dann ist der Hausratversicherer der beste Ansprechpartner.

  • Sturmschäden an Autos

    In der Kfz-Versicherung gilt: Die Teilkaskoversicherung übernimmt die schweren Sturmschäden am Auto. Zusätzlich auch Schäden, die durch Hagel oder Blitzeinschlag entstanden sind. Ist das Blech verbeult oder die Scheiben kaputt, werden die Reparaturkosten für gewöhnlich in voller Höhe erstattet. Fahrzeughalter, deren Auto durch ein Unwetter beschädigt wurde, sollten die Schäden am besten anhand von Fotos dokumentieren und diese unverzüglich dem Versicherer melden.

Wie verhalte ich mich nach einem Sturmschaden richtig?

Direkt nach einem Unwetter sollte der Schaden so gering wie möglich gehalten werden. Zerstörte Fenster können provisorisch abgedichtet werden, um zu verhindern, dass weiter Regenwasser eindringt. Herumliegende Gegenstände, wie abgebrochene Äste, Dachziegeln oder Dachrinnen, sollten möglichst weggeräumt werden. Denn der Hausbesitzer unterliegt einer gesetzlichen Verkehrssicherungspflicht.

Für schnelle Hilfe und um zügig an das Geld zu kommen, sollten die Schäden so schnell wie möglich dem Versicherer gemeldet werden. Das heißt, eine Liste der beschädigten Gegenstände erstellen, Schäden anhand von Fotos und Kaufbelegen dokumentieren. Wichtig: Unbedingt den Versicherer kontaktieren, bevor Aufträge an Handwerksbetriebe vergeben werden und das weitere Vorgehen besprechen. Und: Beschädigte Sachen nicht einfach wegwerfen, falls der Hausratversicherer noch Nachfragen hat.

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