Bei dem Begriff Tornado denken die meisten Menschen an den mittleren Westen der USA, abgedeckte Dächer, die in Fachkreisen berühmte "Tornado Alley" - alles Meldungen häufig im Fernsehen aus einer geographisch weit entfernten Gegend. Was viele nicht ahnen: Auch in Deutschland sind die Wirbelstürme zu Hause. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) geht von durchschnittlich 45 Tornados pro Jahr in Deutschland aus.
Wie entsteht ein Tornado?
Ein Tornado ist ein schlauchartiger Wirbel, der in einer Schauer- oder Gewitterwolke entspringt. Trifft der Wirbel auf den Boden, spricht man von einem Tornado. In unseren Breiten entstehen Tornados, wenn drei Bedingungen vorliegen:
- eine hohe Luftfeuchtigkeit,
- Schauer und Gewitter,
- sowie eine starke Windzunahme und -drehung in höheren Luftschichten.
Ähnlich wie heftige Starkregenereignisse können Tornados in ganz Deutschland auftreten. Hauptsaison für Tornados ist Ende Mai bis September. Abhängig von der lokalen Wetterlage können Tornados aber auch ganzjährig auftreten. Tornados dauern im Schnitt rund 10 Minuten - eine kurze Dauer, in der jedoch große Schäden entstehen können.
Eines der schadenträchtigsten Sturmtiefs, bei dem auch Tornados auftraten, ereignete sich am 20. Mai 2022. In diesem Tag fegte Sturmtief Emmelinde über Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Das Sturmtief richtete Schäden in Höhe von 330 Millionen Euro an. Mehr als 50 Menschen wurden dabei verletzt.
Klassifizierung von Tornados mit der Fujita-Skala
Um die Heftigkeit von Tornados einordnen zu können, nutzen Fachleute die sogenannte Fujita-Skala. Sie beurteilt die Tornados nach den Schäden, die sie verursachen. Die Windstärken sind insofern theoretisch, weil eine Windmessung innerhalb eines Tornados kaum möglich ist.
Bezeichnung | Stärke | Windspitzen | Schäden |
F0 | Leichte Schäden | 63-117 km/h | Äste, Dachziegel |
F1 | Moderate Schäden | 118-180 km/h | entwurzelte Bäume, Dächer, Aufhänger |
F2 | Beträchtliche Schäden | 181-253 km/h | alle Bäume, Mauereinsturz |
F3 | Schwere Schäden | 256-332 km/h | Häuser stürzen ein |
F4 | Verheerende Schäden | 333-418 km/h | Totalschäden, Baumentrindung |
F5 | Unfassbare Schäden | >420 km/h | völlige Zerstörung |
Wie schütze ich mich vor einem Tornado?
Tornados können aufgrund ihrer unvorhersehbaren Natur und der damit verbundenen Gefahren erhebliche Schäden verursachen, daher ist es wichtig zu wissen, wie man sich bei einem drohenden Tornado schützt. Bei einer Tornadowarnung sollte man sich unverzüglich in ein sicheres Bauwerk begeben, vorzugsweise in einen Keller oder einen Raum ohne Fenster im Erdgeschoss. Es ist auch wichtig, sich von Fenstern fernzuhalten und sich mit einer robusten Matratze oder einem stabilen Tisch zu schützen, um sich vor fliegenden Trümmern zu schützen.
Wer im Freien auf einen Tornado trifft, sollte sich möglichst weit vom Sturm entfernen. Wer etwa 1.000 Meter vom Tornado entfernt ist, hat häufig kaum noch etwas zu befürchten. Ist das nicht mehr möglich, sollte man sich flach mit dem Gesicht nach unten auf den Boden legen, um sich möglichst vor herumfliegenden Gegenständen zu schützen.
Klimawandel: Müssen wir künftig mit mehr Tornados rechnen?
Starkregen folgt auf Dürre, Hitzegewitter folgt auf Hitzewelle. Flüsse treten häufiger über die Ufer, Hagelgewitter werden heftiger. Das Wetter bricht immer häufiger aus seinen scheinbar festgelegten Bahnen aus. Wetterextreme nehmen spürbar zu, der Klimawandel ist längt vor unserer Tür angekommen.
Gibt es, bedingt durch den Klimawandel, nun mehr Tornados in Deutschland? Der Deutsche Wetterdienst hat die Tornadozahlen der vergangenen 20 Jahre analysiert. Ein Trend ließ sich dabei nicht erkennen. Heißt: Die Meteorologen können weder eine Zu- noch eine Abnahme von Tornados in Deutschland erkennen.
So sind Schäden durch Tornados versichert
Schäden durch Tornados und andere Stürme decken die Wohngebäude- und die Hausratversicherung ab. Voraussetzung dafür ist, dass der Wind mindestens Stärke 8, also 62 km/h, erreicht hat. Bei Tornados ist das praktisch immer der Fall. Im Detail:
Wie verhalte ich mich nach einem Sturmschaden richtig?
Direkt nach einem Unwetter sollte der Schaden so gering wie möglich gehalten werden. Zerstörte Fenster können provisorisch abgedichtet werden, um zu verhindern, dass weiter Regenwasser eindringt. Herumliegende Gegenstände, wie abgebrochene Äste, Dachziegeln oder Dachrinnen, sollten möglichst weggeräumt werden. Denn der Hausbesitzer unterliegt einer gesetzlichen Verkehrssicherungspflicht.
Für schnelle Hilfe und um zügig an das Geld zu kommen, sollten die Schäden so schnell wie möglich dem Versicherer gemeldet werden. Das heißt, eine Liste der beschädigten Gegenstände erstellen, Schäden anhand von Fotos und Kaufbelegen dokumentieren. Wichtig: Unbedingt den Versicherer kontaktieren, bevor Aufträge an Handwerksbetriebe vergeben werden und das weitere Vorgehen besprechen. Und: Beschädigte Sachen nicht einfach wegwerfen, falls der Hausratversicherer noch Nachfragen hat.